Addyi soll den weiblichen Sexualtrieb steigern. Ein Werbeversprechen, das in den USA und in Deutschland gut ankommt. Die Content Fleet Big Data Analyse zeigt, welche Auswirkungen die Zulassung der Lustpille auf die internationale Online-Berichterstattung hat.
Viagra für die Frau: Höhepunkte in der Online-Berichterstattung
Fünf Jahre hat es gedauert, bis “Viagra für die Frau” in den USA als Arzneimittel zugelassen wurde. Ein langes Vorspiel, das diesen Sommer ein glückliches Ende fand. Am 4. Juni sprachen sich die die Experten der amerikanischen Food and Drug Administration (F.D.A.) für eine Zulassung der Lustpille aus. Am 18. August war es schließlich soweit: Pink Viagra, auch unter den Namen Addyi und Flibanserin bekannt, wurde für den US-Markt freigegeben.
Die Höhepunkte der Addyi-Affäre spiegeln sich in der globalen Online-Berichterstattung wider: Knapp 1.100 mal wurde in den letzten drei Monaten über das Medikament berichtet. Am Tag, an dem die Zulassung offiziell empfohlen wurde, und am Tag der Zulassung selbst, sind deutliche Peaks erkennbar.
Weibliche Libido: Wen interessiert's?
Keine Frage, die Zulassung von Addyi bewegt die Online-Medien. Allerdings nicht überall gleichermaßen: In den USA (346 Publikationen) und in Deutschland (264 Publikationen) wird mit Abstand am meisten über die Lustpille berichtet. Dann folgen von Großbritannien, Österreich, Frankreich, die Schweiz, Südkorea, Indien, Spanien und Kanada.
Die amerikanisch-deutsche Dominanz spiegelt sich auch in den verwandten Themen wider: Von den zehn Keywords, die am häufigsten in Kombination mit Addyi und/oder Flibanserin genannt werden, sind alle dem deutschen und angloamerikanischen Sprachraum zuzuordnen.
[caption id="attachment_905" align="alignnone" width="789"]
Auffällig: In Ländern mit muslimischer Staatsreligion wird das Thema Viagra für Frauen mehrheitlich nicht aufgegriffen. Lediglich in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Malaysia wurde über Addyi berichtet.
Lust auf mehr Lust?
Die Zulassung von Viagra für Frauen wird von den Usern mehrheitlich gut aufgefasst. Ein Blick auf die Top Ten der viralsten Artikel, Facebook- und Twitter-Posts der letzten drei Monate zeigt: Beiträge mit neutraler bis positiver Bewertung des Medikaments erreichen das meiste Engagement.
Eine Woche nach der Zulassung von Addyi ist der Medien-Hype abgeflaut. Es werden deutlich weniger Artikel publiziert – allerdings mit differenzierterem Inhalt. Unter den Top Ten der viralsten Artikel der letzten Woche befinden sich zwei Beiträge, die auf kritische Aspekte des Medikaments eingehen: "Female viagra is another example of society trying to make women sexually "normal" on men's terms" auf newstatesman.com und "The real problem with 'pink viagra'" auf latimes.com. Beide argumentieren, dass die Pathologisierung einer schwachen Libido Frauen mehr schaden als nutzen könnte.
Fazit:
Viagra für die Frau schlägt online hohe, aber kurze Wellen. Die gesteigerte Berichterstattung ist eng an zwei Ereignisse geknüpft: die Empfehlung zur Zulassung am 4. Juni und an die Zulassung selbst am 18. August. Im Anschluss an diese Ereignisse wurde zwei bis drei Tage lang exzessiv über Addyi berichtet, danach flaute die Berichterstattung ab. Inhaltlich wandelt sich der Content mit fortschreitender Zeit: von neutralen bis positiven Kurzmeldungen hin zu kritischen Analysen, die näher auf die gesellschaftlichen-kulturellen Aspekte der weiblichen Libido eingehen.
Neben US-Amerikanern, die von der Zulassung direkt betroffen sind, interessieren sich auch die Deutschen stark für das Thema. Ein Grund hierfür könnte sein, dass das Medikament ursprünglich vom deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim entwickelt worden ist, bevor es an das US-Unternehmen Sprout Pharmaceuticals verkauft wurde.
Nordamerika und Europa scheinen die vielversprechendsten Märkte für Potenzmittel für die Frau zu sein. Im asiatischen Raum stößt die Lustpille in Südkorea und Indien auf gesteigertes Interesse. Ein heikles Thema scheint Viagra für die Frau in Ländern mit muslimischer Staatsreligion zu sein – die Vereinigten Arabischen Emirate und Malaysia ausgenommen.
Zur Artikelübersicht