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Jung, wild, authentisch: So groß ist das Content-Potenzial von Livestreams

Kristina Festring-Hashem Zadeh
Kristina Festring-Hashem Zadeh22.09.2021

Neugier als Antrieb

CF-Mitarbeiter beim Livestreaming

Von Gaming-Events über DIY-Tutorials und Konzerte bis hin zu mehrtägigen Angelcamps: Livestreaming erlebt in Zeiten von Corona einen unfassbaren Boom. Warum dieses Medienformat wegweisend bleibt und welche Chancen es für das Content-Marketing bietet, darüber spricht Oliver Solt, Deputy Head Social Media bei Content Fleet.

Zunächst mal die Basics: Was verstehen wir grundsätzlich unter Livestreaming?

Oliver: Allgemein beschreibt der Begriff Livestreaming die Art und Weise, wie uns etwas zur Verfügung gestellt wird. Anders als eine Liveübertragung im Fernsehen ist ein Stream immer gekoppelt ans Internet und zeigt etwas „just in time“. Das Grundprinzip: Streamer:innen geben die Rahmendaten bekannt und dann wählen sich die Leute ein, um den Stream zu erleben. Die Bandbreite an Streams ist ja mittlerweile enorm. Selbst unser Videocall gerade ist ja im Grunde nichts anderes.

Woher kommt das Format eigentlich und weshalb ist es so erfolgreich geworden?

Oliver: Am Anfang war der Ton. Also vor etwa 20 Jahren lief tatsächlich alles nur übers Ohr. Das heißt, Leute streamten Audioinhalte. Sie hielten zum Beispiel Vorträge, veranstalteten Talkrunden oder machten Musik. Das war die Zeit, als Web-Radios wie Pilze aus dem Boden schossen. Mit den steigenden technischen Möglichkeiten kam dann das Bewegtbild hinzu, was die Streams noch attraktiver machte. Dass Livestreaming so erfolgreich geworden ist, verdanken wir übrigens vor allem dem Gaming-Bereich.

Warum?

Oliver: Na, Gamer:innen haben damals als erste ihre Inhalte live einer Community zur Verfügung gestellt. Die Leute schauten dann zu, wie sie zockten. Bis heute ist diese Art Streaming extrem beliebt und zum Beispiel Grundlage der megaerfolgreichen Plattform twitch.tv . Irgendwann kam dann wohl aus der Community die Bitte an die Gaming-Held:innen, mal die Kamera zu schwenken und ihr Zimmer zu zeigen. Dann folgte eine Hausführung. Und irgendwann streamten die Gamer:innen dann, wie sie essen gingen und allerlei mehr.

Das hat immer weitere Wellen geschlagen, auch die Themen wurden immer vielfältiger. Corona hat uns jetzt einen ungeheuren Boom beschert, der weiter anhalten wird. Um mal ein paar Zahlen zu nennen: 2020 haben die User:innen auf twitch.tv 1,1 Billionen Minuten konsumiert, auf YouTube 6 Billionen Minuten und auf Facebook Gaming 20,1 Milliarden Minuten. Der letzte Kanal ist aber auch erst im vergangenen Jahr gestartet.

Oliver Solt beim Livestreaming

Abgesehen von Gaming: Was schauen sich die User:innen besonders gern im Livestream an?

Oliver: Live Kochen oder Malen ist sehr beliebt, und dann natürlich DIY-Tutorials und Webinare. Talkshows, Entertainment – tatsächlich gibt es fast nichts, das es nicht gibt. Künstler:innen, die Schuhe verzieren. Musiker:innen, die live komponieren. Menschen beim Angeln und Landwirt:innen, die mit einer Webcam auf ihrem Traktor das Feld pflügen. Alle haben ihre Fans.

Worin liegt der besondere Reiz von Livestreaming?

Oliver: Ganz klar: in der Authentizität. Wenn ich was Gescriptetes, Durchgeplantes will, dann schau ich Fernsehen. Aber Authentizität, auch eine gewisse Unvorhersehbarkeit ist es, was diese Livestreaming-Geschichten vom TV abhebt und sie so spannend macht. Die Inhalte sind ja auch nur zu einer bestimmten Zeit exklusiv live zu erleben. Ich persönlich sehe übrigens gar nicht mehr fern, sondern bewege mich nur noch im Streaming- oder im On-Demand-Bereich.

Was unterscheidet denn einen Livestream von einem Video-on-Demand?

Oliver: Beim Livestream hast du die Möglichkeit, direkt zu interagieren, zum Beispiel über den Chat. Wenn also beispielsweise in einem Baumarkt-Tutorial jemand ein Hochbeet baut, kann ich über den Chat fragen: Warum benutzt du Lärchenholz und nicht Linde? Und bekomme direkt eine Antwort. Diese Interaktion aus der Community heraus ist für beide Seiten vorteilhaft: Zum einen freut sich die fragende Person darüber, dass sie direkt eine Antwort kriegt. Und für Streamer:innen bedeutet Interaktion eine Möglichkeit, neuen Content zu generieren. Denn sie oder er kann wiederum etwas Weiterführendes erzählen, zum Beispiel über Holzqualität. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Verweise auf anderen Content oder Produkte anzubringen.
Bei Video-on-Demand (VoD) hingegen kannst du zwar im Nachgang über die Kommentarfunktion mit den Usern kommunzieren. Aber dieser direkte, ungefilterte Austausch ist nicht da. Andererseits hat auch VoD natürlich Vorteile. Man hat ja nicht immer Zeit, sich Livestreams anzuschauen. Daher ist für mich die Bereitstellung eines Livestreams im Nachgang als VoD die perfekte Lösung. Außerdem lässt sich das Video auch noch bearbeiten, etwa SEO-technisch, damit es später im Netz gut gefunden wird.

Welche Chancen eröffnet Livestreaming fürs Content Marketing?

Oliver: Besonders gut funktioniert es natürlich im Hinblick auf Brand Awareness. Aktuell verlegen immer mehr Unternehmen ihre Budgets massiv vom Fernsehen in den Streaming-Bereich. Zurecht: Es bringt ja mehr, wenn ich ein cooles Streaming-Event sponsere und beispielsweise mein Logo dort den ganzen Abend auf einem Kühlschrank zu sehen ist, als wenn ich einen kurzen Werbespot im Fernsehen schalte, der einmal am Abend läuft. Oder ich veranstalte als Unternehmen witzige Contests, Events oder Talkshows, die ich live streame und über die sich die Leute dann unterhalten. Auch exklusive Einblicke in Unternehmensbereiche, die sonst nicht öffentlich sind, können viele Zuschauer interessieren und zugleich die Firma promoten. Es gibt unzählige Möglichkeiten.
Wenn man es geschickt anstellt, kann man es übrigens sogar schaffen, dass sich so ein Kanal refinanziert. Zum Beispiel durch Werbeeinnahmen oder die Möglichkeit von kostenpflichtigen Zusatzfunktionen auf der Plattform.

Sprechen wir von der Zielgruppe: Wer schaut sich denn vor allem Livestreams an?

Oliver: Besonders junge bis Menschen mittleren Alters sind begeisterte Livestream-Gucker:innen. Twitch.tv beispielsweise dürfen User:innen ab 13 Jahren konsumieren – und entsprechend jung ist die Zielgruppe, die ich mit meinem Content dort erreichen kann. Natürlich ist die Zielgruppe aber auch immer abhängig vom Thema des Livestreams. Praktisch: Ich kann sehen, welche Reichweite die jeweiligen Streams haben und welche Leute zuschauen. Das ist zum Teil eine Reichweite, nach der sich manche Fernsehsender die Finger lecken würden. Die großen Streamer:innen sind Stars, analog zu den Influencer:innen. Und da wird es natürlich für Firmen besonders interessant, zu investieren.

Danke für das spannende Gespräch!

Die Fragen stellte Kristina Festring-Hashem Zadeh, Senior Content Manager bei Content Fleet.

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