Amazon ist – eigenen Angaben zufolge – als Online-Versandhändler Marktführer. Doch worüber wird im Internet gesprochen, wenn es um Amazon geht? Neue Dienste, Umsatzzahlen oder die Arbeitsbedingungen für die Angestellten? Die Big-Data-Analyse von Content Fleet untersucht die letzten drei Monate.
Internationale Präsenz bei Kunden und Publishern
Amazon ist außer in den USA an 11 weiteren Standorten mit lokalisierten Webseiten vertreten. (Für Österreich und die Schweiz gibt es zwar auch jeweils länderspezifische Top-Level-Domains, jedoch greifen diese auf die Dienste von Amazon Deutschland zurück, sodass sie nicht als eigener Standort zählen.) In diesen Ländern ist der Versandhändler immer wieder ein Thema für Online-Publisher und sorgt im Zeitraum 12. Juli bis 12. Oktober für eine Vielzahl von Artikeln.
USA: Arbeitsbedingungen in der Kritik
In den USA sind die Arbeitsbedingungen bei Amazon das Top-Thema. Ein langer Artikel der New York Times erreicht rund 140.000 Likes, Shares und Comments. Mit jeweils rund 100.000 Social Media Reaktionen ebenfalls sehr erfolgreich in den sozialen Netzwerken sind vier CNN-Beiträge, die von der Reaktion des Versandhändlers auf den Artikel der New York Times berichten.
Doch Amazon macht in den USA nicht nur Negativschlagzeilen. Ein Buzzfeed-Artikel über einen 6-Dollar-Badeanzug löst rund 59.000 Social Media Reaktionen aus. Mehrere Berichte vom Wechsel der Show „Top Gear“ zu Amazon erreichen ebenfalls Shares, Likes, und Comments im mittleren beziehungsweise unteren fünfstelligen Bereich.
Deutschland: Bunte Themenmischung
Während in den USA die Artikel zu den Arbeitsbedingungen das größte virale Potenzial haben, sind in Deutschland verschiedene Themen von Interesse. Vom Streikende über neue Serienpiloten und ein Amazon-Fire-TV-Angebot bis hin zu witzigen Rezensionen und möglicher Paketlieferung per Drohne.
Umstrittene Arbeitsbedingungen sind in Deutschland zwar ebenfalls ein Thema, entsprechende Berichte erreichen jedoch nicht die Top Ten der viralsten Artikel zum Keyword Amazon. Die meisten Social Media Reaktionen erreicht diesbezüglich ein Bericht der Süddeutschen Zeitung mit rund 1.000 Shares, Likes und Comments.
UK: „Top Gear“ ist Top-Thema
Auf Platz 1 bis 4 der viralsten Artikel zum Keyword Amazon landen in Großbritannien mit rund 20.000 bis 10.000 Social Media Reaktionen Berichte zum Wechsel der britischen Auto-Show „Top Gear“ von der BBC zu Amazon. Die weiteren Themen, die in den sozialen Netzwerken für Buzz sorgen, sind breit gestreut: Arbeitsbedingungen, Steuerzahlungen von Internetkonzernen, Alternativen zu Amazon oder die Lieferung per Drohne erreichen zwischen 9.000 und 6.000 Shares, Likes und Comments.
Internationale Facebook-Seite: Shitstorm unterdrückt?
Die Artikel der Online-Publisher zu den Arbeitsbedingungen in den USA erreichen teils Likes, Shares und Comments im sechsstelligen Bereich. Da wäre zu erwarten, dass sich auf dem Facebook-Profil des Versandhändlers zahlreiche kritische User-Kommentare finden. Doch weit gefehlt: Amazon selbst geht auf Facebook nicht auf die Anschuldigungen ein. Nur sehr vereinzelt finden sich Kommentare von Usern, die die Arbeitsbedingungen thematisieren. Dies legt den Schluss nahe, dass die PR-Abteilung von Amazon entsprechende Statements verborgen oder gelöscht hat.
Auf Twitter ist ein Löschen oder Verbergen von Antworten nicht möglich. So überrascht es nicht, dass am 15. August, dem Erscheinungsdatum des New-York-Times-Artikels einige User auf die Berichte zu den schlechten Arbeitsbedingungen bei Amazon reagieren. Von den rund 20 Antworten auf den 9-Uhr-Tweet zum Relaxation Day beziehen sich etwa die Hälfte darauf. Von den 30 Kommentaren zum 11-Uhr Post, der ebenfalls den Relaxation Day zum Inhalt hat, greifen 25 die Vorwürfe auf. Amazon reagiert auf diese Antworten nicht, obwohl Mitarbeiter der PR-Abteilung sonst durchaus auf User-Fragen eingehen. Auch gibt es keine Tweets von Amazon, die die Anschuldigungen aufgreifen.
Fazit
Andere Länder – andere Themen. Während in den USA von Mitte Juli bis Mitte Oktober die schlechten Arbeitsbedingungen bei Amazon das Thema mit dem größten viralen Potenzial war, haben die Berichte hierzu für Nutzer sozialer Netzwerke in Deutschland und im Vereinten Königreich eine geringere Bedeutung. In Großbritannien ist die Auto-Show „Top Gear“ von größtem Interesse. In Deutschland hingegen lässt sich kein alleiniger Favorit ausmachen. Hier erreichen ganz unterschiedliche Themen viele Likes, Shares und Comments.
Weder auf Facebook noch auf Twitter geht Amazon.com auf die Vorwürfe ein. Der Verdacht liegt nahe, dass kritische User-Kommentare auf Facebook entfernt wurden, da hier praktisch keine angezeigt werden, während die Twitter-Nutzer die Arbeitsbedingungen sehr wohl zum Thema machen.
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